Brücke über den Innkanal bei Töging

Spannende Montage bei schönstem Wetter

Auch wenn das fertige Bauwerk das Ziel unserer Arbeit ist, ist der Weg dahin nicht minder spannend. Der Stahl- und der Stahlverbundbrückenbau zeichnet sich durch einen hohen Vorfertigungsgrad aus, zahlreiche Einzelteile werden schon in der Werkstatt des Stahlbauers zu großen Teilen zusammengefügt, die dann mittels Spezialtransport  zur Baustelle geschafft werden müssen. Und da wartet dann meist spektakuläres Hebezeug, so auch beim Neubau der Innkanalbrücke bei Töging.
Bisher führten zwei Stahlbetonbrücken aus den 1920er Jahren über den Kanal unterhalb des Wasserkraftwerks bei Töging im oberbayerischen Landkreis Altötting.

Über die Jahrzehnte baufällig geworden, sollen sie nun durch eine neue Brücke ersetzt werden. Um die Abflussverhältnisse zu optimieren, durften für die neue Brücke keine Pfeiler mehr im Kanal plaziert werden. BPR hat deswegen dafür eine Stabbogenbrücke entworfen, bei der die fünf Meter breite Fahrbahn sich mit mehreren Pfeilerreihen auf zwei Stahlbögen stützt, die in den Stützenachsen über Querträger miteinander verbunden sind. Der Bogen spannt über 60 Meter, die Brücke ist insgesamt 90 Meter lang. Die Bögen und die Pfeiler sind dabei aus Stahl, während die Fahrbahn aus Stahllängsträgern und aus einer Stahlbetonplatte besteht. Um aufwendige Schalungsarbeit zu vermeiden, kommen für die Herstellung der Platte Halbfertigteile zum Einsatz, die mir einer Ortbetonschicht ergänzt werden. Die Fertigteile erhalten Aussparungen zur Aufnahme von Kopfbolzendübeln, die den Verbund zwischen Stahlträger und Fahrbahnplatte herstellen.

Aber nun zur Montage: Die einzelnen bis zu 33 Meter langen Stahlteile wurden mit  Tiefladern aus dem 180 km entfernten Wegscheid antransportiert. Die Fahrten dauerten bis zu fünf Stunden und erfolgten unter Polizeibegleitung. An der Baustelle angekommen wurden sie zu Bogen und Fahrbahnträger zusammengeschweißt. An Ort und Stelle gebracht wurden sie von einem 400 Tonnen Raupenkran, Typ Liebherr LR 1400. Dieser wurde in 30 LKW-Ladungen aus Hamburg angeliefert und vor Ort zuammengebaut. Der 70 Meter hohe Gittermastausleger wird mit 135 Tonnen Zentralballast und zusätzlich 260 Tonnen Ballast an einem Hilfsausleger stabilisiert.

Die Montage des Bogens erfolgte am 26. März bei strahlendem Sonnenschein, ein Tag später bei immer noch optimalen Wetterbedingungen folgte der Fahrbahnträger. Auch sonst ist die Baustelle ideal: vom „Monte Alumino“ aus, einem Überbleibsel aus den Zeiten der Aluminiumproduktion,  vom Feldherrnhügel sozusagen, ließen sich die Arbeiten von der Projektleitung des Bauherrn, der Verbund Innkraftwerke GmbH, und von unserer Bauoberleitung beobachten und dirigieren.

Nun müssen noch die Fertigteile montiert und der Ortbeton ergänzt werden, dann steht der Verkehrsfreigabe der Brücke im Sommer 2012 nichts mehr im Wege. Die Landwirtschaft und die zahlreichen Radfahrer, die den Innradweg von Maloja in der Schweiz bis Passau fahren, werden sich freuen.

Einhub der Bögen

Einhub der Überbauträger

Ingenieurpreis des Deutschen Stahlbaues

Artikel von Christian Brensing in „Beratende Ingenieure“ 3/4 2015