Energiezentrale Freiham

Erdwärme für einen neuen Stadtteil

In Freiham, 12 km westlich vom Stadtzentrum der bayerischen Landeshauptstadt München entfernt, entsteht ein neues Stadtviertel für ca. 20.000 Einwohner mit Kindergärten und Schulen sowie mit rund 7.500 Arbeitsplätzen. Die Gesamtfläche von insgesamt 350 Hektar teilt sich in zwei große Bereiche: den Gewerbestandort im Süden und den Wohnstandort mit Landschaftspark im Norden. Während der Gewerbestandort im Süden bereits realisiert wird, ist der künftige Wohnstandort Freiham im Norden derzeit noch unbebaut. Baubeginn für die ersten Wohnungen ist voraussichtlich ab 2014.
Zwischen der Bodenseestraße und der Bahnlinie in Höhe des Autobahn-Anschlusses Germering Mitte ist von den Münchner Stadtwerken (SWM) ein neues Heizkraftwerk gebaut worden, bei dem für die Wärmeerzeugung neben Gas auch in Zukunft auch Geothermie genutzt werden soll. In weiteren Ausbaustufen soll noch Kälte und Strom erzeugt werden. Die ersten erdgasbefeuerten Heizkessel sind mit der Heizperiode 2012/2013 mit der ersten Ausbaustufe in Betrieb gegangen. An den Außenanlagen sind zur Strom-Erzeugung zusätzliche noch Photovoltaik-Elemente angebracht.
München liegt im sogenannten Molassebecken. Tief unter der Erdoberfläche befindet sich ein riesiger Vorrat an heißem Wasser, der relativ einfach genutzt werden kann. Die Erdwärme wird durch eine 2700 Meter tiefe Bohrung erschlossen werden. Das Wasser im Untergrund ist rund 70 bis 80 Grad warm. Das abgekühlte Thermalwasser muss wieder rückgeführt werden, die Förderbohrung wird direkt an der Energiezentrale Freiham liegen, die Reinjektionsbohrung rund zwei Kilometer entfernt. Mit dem Vorhaben soll nicht nur die Versorgung der künftigen Siedlung Freiham sichergestellt werden. Vielmehr wird die Energie über ein teilweise schon fertiggestelltes Fernwärmenetz bis in die Münchner Innenstadt geliefert werden.
Bohn Architekten, die 2008 den Wettbewerb gewonnen haben, schreiben: das Heizkraftwerk stärkt den Landschaftskorridor zwischen dem Gut Freiham und dem neuen Stadtteil; aus einem grünen Hügel ragt ein neuer, hoher, glänzender Turm auf, markiert den Eingang zum neuen Stadtteil und bildet dabei einen weiteren selbstbewussten Baustein zum typischen Orts- und Landschaftsbild mit seinen wirksamen Dachlandschaften und einzeln stehenden Kirchtürmen. Die Architektur ist gestaltete Landschaft – das eigentliche Kraftwerk liegt innerhalb und unterhalb der Aufschüttungen. Ein steiler grüner Sockel bildet die Basis für die kristalline Ummantelung der Schornsteine und Speicher. Die metallene, aber durchscheinende Haut des Turmes überformt die dahinterliegende Technik und wird zu einer eigenständigen Skulptur. Auf der schrägen Südseite thematisieren großflächig verlegte, glatte Photovoltaikpaneele die ökologische Energieversorgung.

Nachdem BPR Dr. Schäpertöns & Partner Bohn Architekten im Wettbewerb beraten hat, wurden wir 2009 von den Stadtwerken München mit der Tragwerksplanung bis einschließlich Entwurf und Mitwirkung bei der Erstellung der Vergabeunterlagen beauftragt.

Fakten

Heizkraftwerk Freiham in München
Bodenseestraße, Ecke Hans-Steinkohl-Straße

Bauherr Stadtwerke München GmbH,
vertreten durch die SWM Services GmbH

Wettbewerb 2008, 1.Preis Bohn Architekten

Objekt- und Freianlagenplanung LPH 1-4, LPH 5-8 in Teilen
Bohn Architekten

Tragwerksplanung 1-3, LPH 6 in Teilen
BPR Dr. Schäpertöns & Partner

Fertigstellung 2013

Baukosten (ohne Kraftwerkstechnik)
9 Mio. Euro

Hauptnutzfläche 2.777 m2
Bruttogeschossfläche 3.482 m2
Bruttorauminhalt 29.488 m3
Erdbau 9.835 m3