Zwei Bürogebäude Kaiserstraße München-Schwabing

In einer der malerischen Seitenstraßen von Schwabing nahe der Münchner Freiheit befinden sich auch die denkmalgeschützen Bauten des  „Bayerischen Revision Vereins“. Die Gesellschaft, die heute unter ihrem Kürzel TÜV SÜD weltweit bekannt ist, wurde dort 1866 gegründet und zog in ein stattliches Ensemble von gründerzeitlichen Bauten. Inzwischen sind alle Gebäude denkmalgerecht modernisiert.
Das größte Potential des Grundstücks steckte jedoch für den Bauherrn TÜV Süd  in dem hinter dem alten Hauptgebäude gelegenen Hof. Voll bestückt mit Werkstätten, Remisen und Garagen war die bauliche Substanz überaltert, das Areal nicht entsprechend seinem Wert und seiner Lage genutzt. Das verwinkelte ca. 3.000 m² große polygonale Grundstück beplanten Lanz Architekten mit zwei Gebäuden völlig  neu. Ziel war es, nach dem kompletten Abriss der kleinteiligen Altbauten hochwertigen Büroraum zur Fremdvermietung bei einer optimalen Ausnutzung der Fläche und gleichzeitigem respektvollen Abstand zum historischen Bestand zu schaffen. Die Lösung der Architekten fiel sehr differenziert und fein akzentuiert aus: Zwei  jeweils dreigeschossige Baukörper mit Flachdach wurden gemäß den geforderten Abstandsflächen und teilweise bis an die Grundstücksgrenzen heranreichende Nachbarbebauung, über einer ebenfalls neu geplanten Tiefgarage platziert. Die Leistung von BPR Dr. Schäpertöns & Partner umfasste den Standsicherheitsnachweis für die aufgrund der innerstädtischen Lage komplexen Baugrubensicherung und für die Gebäude. Die Tiefgarage mit 60 Pkw-Stellplätzen wurde mit tiefer liegenden Parkgruben (Duplex Parker) im Grundwasserbereich als Weiße Wanne ausgebildet. Ansonsten verfügen alle Bauwerke über Streifen- und Einzelfundamente.

Dem größeren der beiden Bauten, nach den grünen Gläsern in den Öffnungsflügeln der hinterlüfteten dunkelgrauen Aluminiumfassade „Laubfrosch“ genannt, gelingt in seinem Grundriss eine maximale Bauflächenausnutzung. Entsprechend der Auflagen der Abstandsflächen, zeichnet er sich zudem nach Westen hin über eine teilweise um 20° geneigte Fassade im zweiten Obergeschoss aus. Flachdecken in Ortbeton ohne Unterzüge überspannen ein Stützenraster von 6 m auf 8 m. Die dadurch flexibel gehaltenen Grundrisse wurden größtenteils mit Kombibüros bestückt und mit einer überdurchschnittlich hohen technischen Ausrüstung versehen. Auf speziellen Wunsch des Bauherrn wurde von BPR der Wärmeschutznachweis nicht nur nach der zur Zeit des Bauantrags erforderlichen EnEV 2004, sondern nach der EnEV 2007 geführt.

Gleiches gilt auch für den „Weißen Würfel“, dem zweiten Gebäude. Gemäß seiner Bezeichnung handelt es sich um einen weißen Kubus mit einer Kantenlänge von ca. 13 m. Im Gegensatz zu den horizontalen Fensterbändern und der Metall- und Glasfassade des „Laubfroschs“ verfügt er über eine mineralisch verputzte Lochfassade mit die Vertikalität betonenden schmalen geschosshohen Fenstern. Ausgesteift wird das Gebäude durch einen mittig angeordneten Erschließungskern.

Das Ende 2009 fertig gestellte Ensemble besticht durch seine Schönheit und seinem Charme im Stil von Gartenhäusern der Gründerzeit und durch seine zentrale Lage in Schwabing. Es überzeugt  durch seine klare wie eindeutige Architektursprache und durch die räumlichen Bezüge zu den vorbildlich sanierten. Mit anderen Worten, eine überaus gelungene Symbiose von Alt und Neu sowie von Architektur und Baukonstruktion.