Siegen: zu neuen Ufern
Eine Innenstadt umzubauen, ist kein leichtes Unterfangen. Deshalb hat die Stadt Siegen einen Freiraumplanerischen Wettbewerb ausgeschrieben, den die Arbeitsgemeinschaft Loidl/BPR mit Sitz in Berlin und München vor gut vier Jahren am 26.2.2010 gewann. Darüber berichteten wir bereits in der BPR aktuell 2.10. Noch im Juni 2010 wurden wir von der Stadt Siegen bis zur Genehmigungsplanung beauftragt, diese komplett bereits im September 2010 eingereicht. Nicht schlecht für ein Projekt mit gut 10 Millionen € Investitionsvolumen. Nun hieß es warten bis Ende 2011, dann waren die Fördermittel der Landesregierung NRW für wasserwirtschaftliche Maßnahmen und aus dem Städtebauförderprogramm bewilligt.
Die Sieg wird im Kernbereich der Siegener Innenstadt freigelegt und renaturiert. Für die Flussüberquerung sind drei Brücken neu geplant. Von Nord nach Süd: Die Oberstadtbrücke, Verbindung zwischen Brüder-Busch-Straße und Kunstweg, die Brücke in Verlängerung der Fußgängerzone Bahnhofstraße zur alten Stadtmauer, und die Apollobrücke, Verbindung zwischen Theater und Mündung des Flüsschen Weiß.
Die Fußgängerzone Bahnhofstraße wird überarbeitet. Die Brüder-Busch-Straße, die entlang des westlichen Siegufers verläuft, wird zu einem Boulevard ausgebaut. Der auf der anderen Flussseite verlaufende Kunstweg wird aufgewertet. Unter anderem entsteht dort eine Auskragung, die das Potential für eine exklusive gastronomische Nutzung hat.
Die Sandstraße, vormals vierspurig, wird auf zwei Spuren eingeengt, was zum einen zu einer Verkehrsberuhigung führt, zum anderen Platz schafft für Kurzparkerstellplätze entlang der Geschäftsfront der Häuserzeilen. Am Kölner Tor wird eine platzähnliche Situation geschaffen. Dafür wurde die Bushaltestelle Kölner Tor nach Norden in Richtung Obergraben verlegt. Auf der gegenüberliegenden Seite entsteht eine neue Haltestelle, die unter anderem die gute Erreichbarkeit des neuen Universitätsstandortes Unteres Schloss gewährleistet.
Der Clou des Planungsentwurfs ist eine weitläufige Treppenanlage, die auf einer Länge von über 100 m zur Sieg führt. Stufen führen hinunter zum Flusslauf. Die Stufen selbst und eingebaute Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Trittsteine in der Sieg schaffen eine unmittelbare Nähe zum Wasser. Verbunden wird die Treppenanlage mit der Bahnhofsstraße im Süden und der Hindenburgstraße im Norden durch eine Rampe, die von Fußgängern genutzt werden kann.
Der Umbau der Siegener Innenstadt ist, bildlich gesprochen, eine Operation am offenen Herzen der Stadt. Die Bauarbeiten beziehen sich auf den Bereich Siegens, der täglich von Zehntausenden Menschen frequentiert wird. Anwohner, Arbeitnehmer, Kunden und Besucher sollen trotz Baumaßnahme ihre Innenstadt erreichen können. Deshalb haben wir in enger Abstimmung mit Stadt und Betroffenen die Arbeiten in acht bis neun Phasen eingeteilt, drei davon sind nun abgeschlossen, zwei weitere begonnen.
Lesen Sie dazu auch den Artikel von Martin Randelhoff „Auf zu neuen Ufern in Siegen: 230 weniger Parkplätze für mehr Aufenthaltsqualität am Fluss“ vom 04.05.2015.