Sparkasse Nürnberg

Vis-à-vis des historischen Marientors und außerhalb der Stadtmauer gelegen, entstand in den Sechziger Jahren auf einem exponierten Eckgrundstück als Blockrandbebauung das „Haus D“ – die Hauptverwaltung der Nürnberger Sparkasse. Der sechsgeschossige Verwaltungsbau, einschließlich der sich im Erdgeschoss befindlichen Schalterhalle, zeichnete sich durch eine klare und eindeutige Architektursprache aus. Seine Lochfassade aus hellem Muschelkalk mit einem Raster aus Kastenfenstern prägte seitdem die städtebauliche Situation.

2009 schrieb die Sparkasse Nürnberg einen Architekturwettbewerb zur Generalsanierung des in die Jahre gekommenen Bauwerks aus . Es galt bautechnische und brandschutzmäßige Mängel zu beheben sowie ein neues funktionales und konzeptionelles Gesamtkonzept zu erstellen. Als einziger der zehn Wettwerbsteilnehmer nahm der Entwurf von Allmann Sattler Wappner mit BPR als Tragwerksplaner Bezug auf den städtebaulichen und architektonischen Bestand. Der Entwurfsansatz lief auf den Erhalt der straßenseitigen Fassade und den dahinter liegenden Einzelbüros hinaus. Dagegen erfolgten auf der Innenhofseite ab der Gebäudemittelachse ein kompletter Abriss und die Schaffung einer komplett neuen Raum- und Funktionsstruktur. Eine geschickte Verzahnung von Alt- und Neubau war der entscheidende Schritt, welcher der Eingabe von ASW und BPR den ersten Preis und die Beauftragung seitens des Bauherrn sicherte.

Betrachtet man das fertige Gebäude aus der Perspektive des Marientors, so fallen einem zunächst die weiße Fassade und das zurückgesetzte und neue Konferenzgeschoss auf dem Dach ins Auge. Nichts beeinträchtigt den Eindruck eines ansonsten lupenreinen architektonischen Klassikers aus den Sechziger Jahren. Das Reißverschlussprinzip, welches den alten wie den neuen Bauteil barrierefrei mit einander verwebt, wird etagenweise erst nach dem Verlassen der neu errichteten Treppenhäuser offensichtlich. Im ersten OG führt eine Rampe vom Neubau noch etwas steiler in den Bestand als es im 2. oder 3. OG der Fall ist. Dann im 4. und 5. OG ist sie sogar abschüssig. Außer diesen Höhendifferenzen ist von den komplizierten tragwerksplanerischen Verhältnissen, die mit dem Teilabbruch und dem Wiederaufbau einhergingen, nichts mehr zu spüren.
Der zum begrünten Innenhof hin geschwungene Erweiterungsbau orientiert sich an den Standards eines modernen und effizienten Büroneubaus. Hinter der geschwungenen Fassade mit ihren durchgängigen Balkonen und geschosshoher Verglasung entstand eine den Zellenbüros im Altbau komplett entgegen gesetzte Bürolandschaft. Sie ermöglicht ein vielfältiges Spektrum an räumlichen Nutzungen, von Einzel- über Kombibüros bis hin zu einer offenen Bürostruktur mit Konferenz- und Schulungsräumen. Insbesondere das Reißverschlussprinzip generiert unterschiedliche Raumsequenzen, interessante Querbezüge und Treffpunkte wie Teeküchen und Orte der Kommunikation. Diese neu entstandenen „Zwischenzonen“ sind als raumbildende Einbaumöbel mit farblich abgesetzten Oberflächen das Herzstück der neuen Hauptverwaltung. Sie bilden den Schlüssel zum Verständnis des Hauses und an ihnen lässt sich die Komplexität des Tragwerks zumindest ansatzweise immer noch erahnen.