Neubau Forschungszentrum für Katalyse

80% der Produkte der chemischen Industrie werden auf katalytischem Wege hergestellt. Katalysatoren sind die entscheidenden Komponenten vieler industrieller Prozesse. Kein anderes technisches Prinzip verbindet ökonomische und ökologische Aspekte in dergleichen Weise. Sowohl für Rohstoff- als auch für Energieeffizienz sind sie unentbehrlich. Die klassischen Bereiche der katalytischen Chemie, das Erforschen neuer Reaktions- und Synthesewege sowie die Aufklärung von Reaktionsmechanismen, sind an der TU München seit langem sehr stark repräsentiert. Neue Forschungsansätze verlangen zusätzlich nach Expertenwissen aus weiteren Fachbereichen z.B. die Einbindung der Ingenieurwissenschaften bei Themen wie Laborautomation oder Mikrosystemtechnik. Ohne Frage, die Katalyse ist eine der Zukunftstechnologie überhaupt. Auch die Politik hat die Bedeutung der Katalyseforschung unzweifelhaft erkannt: „Wie keine andere deutsche Universität verfügt die TU München über eine breite Expertise, die sich als Grundlage für ein neues Zentralinstitut anbietet“, sagte der bayerische Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch bei der Grundsteinlegung des neuen Zentralinstituts für Katalyseforschung (Catalysis Research Center, CRC) der Technischen Universität München.

Auf dem Campus der TU München in Garching entsteht direkt neben dem Bestandsgebäude der Fakultät für Chemie ein 16.100 m² großes Katalysezentrum. Die Münchner Architekten Klein & Sänger entwarfen dafür ein klar gegliedertes dreigeschossiges Gebäude um einen begrünten Innenhof. Zwei Laborspangen von ca. 92 m Länge und einer Tiefe von 14,50 m bestimmen den symmetrischen Grundriss. Alle Laborflure sind zu dem Innenhof hin orientiert und führen das Licht tief in das Gebäude. Der Grundriss und die Laboreinrichtungen entsprechen den neusten technischen Anforderungen. Das ausschließlich für Forschungszwecke errichtete Bauwerk umfasst 75 Laboratorien mit Hochdruck- und Versuchsanlagen, einschließlich integrierten Digestorien, sowie entsprechende Büro-, Seminar- und Konferenzräume. Im Foyer am Haupteingang wird, als zentraler und kommunikativer Anlaufpunkt, eine Cafeteria eingerichtet. Die alte Fakultät und der Neubau sind durch eine Verbindungsbrücke im zweiten Obergeschoß fest mit einander verbunden. Dafür musste im Altbau ein Teilabruch von tragenden Gebäudeelementen, der Einbau von Zwischenebenen und die Schaffung von neuen Haustechnikdurchbrüchen erfolgen. Denn der Neubau greift auch auf die Versorgungsstruktur des alten Fakultätsgebäudes, u.a. über einen unterirdisch verlaufenden Techniktunnel, zurück.

Auf dem ebenen und unbebauten Grundstück musste jedoch auf Grund des mittleren Grundwasserstands bei 469,50 m ü.NN die zweigeschossige Unterkellerung des westlichen Gebäudeteils als „weiße Wanne“ ausgeführt werden. Die „weiße Wanne“ ist direkt mit dem Techniktunnel verbunden, in den die vier Sammelschächte des Neubaus münden. Das mittlere und östliche Drittel des Baukörpers ist nicht unterkellert und wurde mit einer Bodenplatte von ca. 30 cm versehen. BPR Dr. Schäpertöns und Partner, München, wurden mit der kompletten Tragwerksplanung beauftragt. Die einzelnen Leistungen umfassten: Bestandsaufnahme, Bestandsuntersuchungen, Vor- und Entwurfsplanung, Standsicherheitsnachweise, Konstruktionsplanung für Stahlbeton, Stahl- und Verbundbau, Fertigteile, Baudynamik, von Bauzuständen und die bautechnische Kontrolle.

Die gesamte Auslegung des Tragwerks folgte den klaren und orthogonalen Prinzipien des architektonischen Entwurfs. In allen oberirdischen Geschossen empfahl sich am besten eine Stahlbetonfertigteilbauweise für die kohärente Strukturierung und Adaption der Tragsysteme. In den überwiegenden Außenwandflächen erfolgte die Konstruktion in Skelettbauweise mit Fassadenbrüstungen in Stahlbeton.
Des Weiteren wurde der Stahlbetonskelettbau mit unterzugslosen Flachdeckensystemen – als Sichtbeton ausgelegt – auf Stützen und aussteifenden Wänden für unbehinderte Installation und flexible Nachrüstungsmöglichkeiten ausgeführt. Das zu Grunde gelegte Stütz-Raster misst ca. 9 m – 6,9 m bei Wandstärken von 20 – 25 cm. Alle restlichen nicht tragenden Innenwände sind gespachtelte Trockenbauwände. Zwischen Laborzone und Auswertzone sind allerdings 2,50 m hohe Glastrennwände vorgesehen. Die Fassaden der Laborbereiche sind als Metallelementfensterbänder ausgelegt und vor den Flurbereichen als Metall-Pfosten-Riegel-Konstruktion. Alle geschlossenen Außenwandflächen erhalten eine hinterlüftete Verkleidung vor der mineralischen Wärmedämmung.
Eine Stahlbeton-Flachdecke mit einer Trapezblechverbundkonstruktion bildet auch den Dachabschluss. Die Aufbauten für die Lüftungszentralen auf dem Dach sind aus Gewichtsgründen in einer Stahlrahmenkonstruktion ausgeführt.

Der Neubau des Katalysezentrum wird mit seinen sechs großen Laborbereichen auf der jeweiligen der Nord- und Südseite der Laborspangen ein neues Zentrum für interdisziplinäre Forschung in München darstellen. Die offene wie auch großzügige architektonische Gestaltung bietet den entsprechenden Rahmen für beste Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler. Deutschland wird damit seinem Anspruch als das „Land der Ideen“ einmal mehr auch in baulicher Hinsicht gerecht.